ALLES BEGANN AN EINEM GRAUEN WINTERABEND...
Als Anfang 2017 das Wetter einmal mehr regnerisch und kalt war, wollte ich mir am Abend nach der Arbeit ein paar Blumen kaufen, um zumindest zu Hause ein Gefühl von einem schönen Sonnentag zu haben. Alles was ich fand, waren Blumen aus Holland, Ecuador oder anderen weit entfernten Ländern, die so gar nicht meinen Erinnerungen an den Schweizer Frühling oder Sommer gerecht wurden. Ich musste nicht lange recherchieren, um festzustellen, dass saisonal und lokal produzierte Schnittblumen in der Schweiz nach wie vor eine Seltenheit sind und dass mein Bewusstsein für Saisonales (erschreckenderweise) ebenfalls nicht besonders ausgeprägt war.
An diesem Abend sass ich dann ohne Blumen im Zug nach Hause. Aber ich hatte eine Idee im Gepäck, die mich nicht mehr losliess: Blumen aus Samen eigens grossziehen, um einen Schnittblumengarten anzulegen.
Bei meiner Tante und ihrem Mann in Bachs im Zürcher Unterland begann ich, ein Stück Land zu beackern. Ich bepflanzte die Beete mit einer bunten Vielfalt aus Schnittblumen. Viele der Blumen sind vergessen gegangene, alte Sorten, die sich hervorragend für in die Vase eignen, aber für die Züchter von heute keine Rolle mehr spielen.
Im Herbst 2018 ist in Zürich-Seebach ein zweiter Garten dazu gekommen und mittlerweile ist dieser Garten meine Home Base: In meinem Atelier aka Gartenhaus ziehe ich die Pflanzen gross, binde ich Blumensträusse und setze Blumenträume für Hochzeiten um.
Seit 2020 gebe ich zudem Workshops und Weiterbildungen, da es mir ein Anliegen ist, das Thema Slowflowers bekannter zu machen. Wenn alle Personen in der Schweiz auch nur einen kleinen Teil ihrer Gärten in ein saisonales Blumenparadies verwandeln würden, könnten wir so viel gegen das Artensterben der Insekten bewirken. Und wenn alle Floristinnen und Floristen den umweltschädlichen Steckschaum aus ihren Geschäften verbannen würden, würde so viel weniger Abfall produziert und der Mikroplastik würde nicht mehr im Abwasser und später in der Natur landen.
Nun widme ich mich an grauen, regnerischen Tagen also der Gartenplanung und stöbere im Wald nach Pflanzen, die man ebenfalls zu Sträussen binden kann. Im Frühling freue ich mich jeweils riesig, wenn die ersten Tulpen und Narzissen in meinen Gärten erblühen und im Atelier die ersten Keimlinge zu spriessen beginnen.
Meinen Mitmenschen mit den selbst geschnittenen Blumen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihnen mit meinen Blumen eine Alternative zu den herkömmlichen Schnittblumen aus Übersee bieten zu können, ist dabei das Tüpfelchen auf dem i.
Mehr zum Masterstudium "Circular Innovation and Sustainability", das ich im Herbst 2022 begonnen habe, erfährst du hier.
FLOWER FARMING & FARMER-FLORIST COLLECTIVE
Anfang 2018 nahm ich an einem Workshop von Erin Benzakein von Floret Flowers aus den USA teil, um mich im Thema Flower Farming weiterzubilden und von ihr zu lernen. Erin und andere Flowerfarmer von der Slow Flower-Bewegung sind eine grosse Inspiration und wunderbare Inspirationsquelle für meine Arbeit.
Das Farmer-Florist Collective ist ein Verzeichnis von FloristInnen und Blumen-FarmerInnen, die sich – überall auf der Welt – den saisonalen und lokalen Schnittblumen verschrieben haben.
Ich bin stolz darauf, eine von zwei Anbietern aus der Schweiz zu sein, die beim Farmer-Florist Collective dabei sind. Auf dass in Zukunft noch viele mehr aus der Schweiz kommen!